Das WM-Debüt hatte ich mir anders vorgestellt. Die Qualifikation meisterte ich souverän, doch im anspruchsvollen Final konnte ich nicht an meine morgige Leistung anknüpfen.



Die Qualifikation fand in einer Feriensiedlung mit viel Grünflächen und Büschen statt, wo ein durchgehend hohes Tempo gelaufen werden konnte. Die Weglaufrichtung war entscheidend, dass man nachher die richtige Hausecke anvisierte. Zudem hatte es überraschend viele Zuschauer überall im Gelände. Den 8. Posten sah ich erst als ich dort war und dann musste ich kurz hin stehen für die nächste Route, wählte dann aber die längere. Zum 5. Posten lief ich zuerst einige Meter links weg und bemerkte dann den Zaun und korrigierte nach rechts. Das waren meine einzigen grossen Zeitverluste mit 5 bzw. 8 Sekunden. Mit der zweitbesten Zeit in meinem Feld (von drei) zeigte ich eine starke Leistung und gab mir Zuversicht für den Final.

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Bis es soweit war und ich auf der Startrampe vor der gefüllten Tribüne stand, blieb viel Zeit den Quali auf die Seite zu legen, den Körper runterzufahren und im richtigen Moment wieder hochzufahren. Dann stand man also da, auf der Startrampe, voller Spannung, die man endlich loswerden wollte. Ich startete als Neuntletzter ins Finalrennen. Das Baseball-Stadion der Sotkamo Jimy war gefüllt und die Menge tobte.
Die Schwiergkeit dieses Sprints lag darin, dass der Veranstalter das Dorf mit 47 zusätzlichen Zäunen (rot) versehrt hatte um die Routenwahl zu erschweren. Dies wurde bereits in zwei Weltcupläufen in Finnland gemacht, somit waren wir auf diese Spezialität vorbereitet. Wie ich damit umgegangen bin und was mir Probleme bereitete, seht ihr in meiner Laufanalyse:

(meine gelaufene Route ist jeweils blau, schnellste Route grün, Alternativroute rot)

Start-1: +2''  lange Strecke bis zum Startpunkt nutzte ich um Posten 1 und 2 vorzulesen
Po 1-2: +2''  Alternativroute 20m länger
Po 2-3: +6''  schaffte es nicht Posten 3 genau vorzulesen, wusste nur, dass ich zur Strasse muss. Verpasste den Parkplatz zu schneiden. Links oder rechts ums Haus war etwa gleich schnell. Beim Hineinlaufen las ich den nächsten Posten vor und verpasste fast den Durchgang.
Po 3-4: Bestzeit, Alternativroute 20m länger
Po 4-5: +4''  Route rechts (20m kürzer) habe ich nicht gesehen


Po 5-6: +6''  Route links (35m kürzer) habe ich nicht gesehen
Po 6-7: +2''  Route rechts war ein Hauch schneller
Po 7-8: +1''  Alternativroute 20m länger

Bis zum 8. Posten lief ich stabil, mit 13'' Rückstand an Neunter Stelle liegend.



Po 8-9: +10''  Route mitte (75m kürzer) habe ich nicht gesehen
sah nur ein Wirrwarr von Zäunen, deshalb bin ich alles umlaufen, Alternativroute 15m länger


Es folgte eine starke Phase von 9 bis 16, wo ich meinen 11 Zwischenrang hielt und nur 4'' auf den aktuell Führenden Matthias Kyburz dazu verlor.


Po 9-10: +4''  Alternativroute 20m länger
Po 10-11: +3''  Route rechts 5m kürzer
Po 11-12: +1''
Po 12-13: +2''
Po 13-14: +1''
Po 14-15: +2''
Po 15-16: +3''  Alternativroute 20m länger

Po 16-17: +34''  Route rechts-links (55m kürzer) habe ich nicht gesehen, zudem überlief ich die Hofeinfahrt während dem Kartenlesen. Dieser Fehler kostete mich eine halbe Minute und somit eine mögliche Top10-Klassierung. Alternativroute gleich lang wie blau (ohne Fehler)
Po 17-18: +7''  Route links (60m kürzer) habe ich nicht gesehen
Po 18-19: +3'' 


Po 19-20: +10''  Route rechts (30m länger, aber schneller)
Ich wusste es gibt eine Route unten durch, nahm mir aber keine Zeit um sie genau anzuschauen, denn ich war von der Waldroute überzeugt. Alternativroute 120m länger, aber nur 10'' langsamer wie die Blaue



Po 20-21: +1''
Po 21-22: +3''  Route rechts (20m kürzer), war einen Schritt hinten nach und verpasste sie deshalb
Po 22-23: Bestzeit
Po 23-24: Bestzeit
Po 24-Ziel: +1''
Mit einem starken Finish konnte ich noch einige Ränge gut machen, doch es blieb bei einem enttäuschenden 22. Rang.

Nach der Ziellinie war mir vor allem der Fehler zum 17. Posten im Kopf. Die anderen 5 Zeitverlüste über 5 Sekunden waren Routenwahlfehler, die ich nicht einmal in Betracht gezogen habe. Über den Fehler ärgere ich mich am meisten, denn ohne dieses Missgeschick hätte ich zufrieden sein können. Hingegen alle schnellen Routen zu sehen ist fast unmöglich. Für eine Medaille muss man aber 90% der Routen richtig laufen.

Es bleibt die Enttäuschung und die Antwort auf die Frage, was ein WM-Debüt so speziell macht. Klar, man macht es das erste Mal, aber es ist ja nichts anderes als OL, was man schon lange macht und zwar sehr gut, sonst hätte man nicht auf dieser Startrampe gestanden.
Eine ähnliche Erfahrung habe ich bereits als Debütant an der EM letztes Jahr erlebt, als ich mich nicht für den Mitteldistanz Final qualifizieren konnte. Rehabilitierte mich zwei Tage darauf und gewann den Sprint Quali, worauf ich im Final als Drittletzter startete und 19. wurde. Ähnlich waren die Voraussetzungen an dieser ersten WM, jedoch hatte ich nur eine Startmöglichkeit, im Sprint, meine einzige Chance. War das der Grund? Ich weiss es mit drei Tage Abstand noch nicht.
Vielleicht fehlte mir die Ruhe im hektischen Sprint mit über 6000 Zuschauer um die Routen überhaupt zu sehen. Oder Vielleicht war mein Konzept nicht das richtige. Vielleicht hätte ich die Routen nicht so schnell entscheiden sollen, sondern weiter nach einer anderen Route suchen sollen. Ich kann nur sagen "aller Anfangs ist schwer", aber ich hoffe doch schwer, dass dies nur der Anfang war und ich noch viele weitere WM's laufen darf...

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