Weltmeister

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An meiner zweiten WM-Teilnahme feierte ich mit dem Weltmeistertitel in der Mixed Sprint-Staffel den bisher grössten Erfolg meiner Karriere!




Mitte Mai sah noch nicht alles so rosig aus. Eine Knieprellung hinderte mich vom Training und Wettkampf ab. Ich musste den Schweizermeistertitel über die Mitteldistanz kampflos abgeben, liess die Weltcupläufe in Norwegen und Finnland sowie die Jukola aus, aber genau dieser Verzicht hat sich gelohnt. Dadurch konnte ich einen sauberen Trainingseinstieg nach der Verletzung garantieren und mir blieben 4 Wochen bis zur WM. Zwei Wochen vor der WM folgte das WM-Trainingslager in Italien. Dort noch nicht ganz erholt vom intensiven Training profitierte ich vor allem technisch mit acht Sprinttrainings in Venedig und Treviso. In der letzten Woche spürte ich auch die Form kommen.

Sprint Quali
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Es war immer die Rede von Venedig, aber der Weg dahin führte über Burano, einer Insel, wo die Qualifikation am Morgen stattfand. Natürlich sollte die Quali für mich kein Problem sein, aber man darf sich nicht viel erlauben und sich vor allem nicht schonen. Für mich war es zudem der erste Wettkampf seit 50 Tagen, daher kam mir die Quali gelegen. Nach einem guten Start verlor ich aber zum 6. Posten auf einmal den Faden während dem ich die nächsten Posten vorbereitete. Plötzlich stand ich in einem Hofeingang und musste einen Umweg in Kauf nehmen. Im Sprint geht es schnell und so waren 20 Sekunden verloren. Danach lief ich konzentriert und schnell weiter, nahm aber zweimal die falsche Route zu Posten 15 und 16. Schlussendlich qualifizierte ich mich als 12er mit nur 28 Sekunden Rückstand für den Final. Dass man nur 45 Sekunden für den Finaleinzug verlieren durfte, zeigt wie eng es bei den Männern sein kann.


Sprint Final
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Mit dem Boot ging es von Burano nach Venedig direkt in die Quarantäne, wo wir uns bis zum erneuten Einlaufen ausruhten. Bei sehr warmen Temperaturen kam ich schon beim Aufwärmen mächtig ins Schwitzen, war aber fürs Rennen hellwach. Trotzdem kam ich nicht gut ins Rennen. Der erste Posten sah ich nicht auf Anhieb und verlor wertvolle Sekunden. Ebenfalls beim 3. Posten hatte ich Mühe im Postenraum. Danach war ich aber drin im Rennen und lief ein kontrolliertes Rennen bis ins Ziel. Zuerst noch zufrieden mit der Leistung, merkte ich, dass ich irgendwo Zeit verloren hatte und das aufgrund längeren Routen zu Posten 11 und 12. Über 20 Sekunden liess ich dort liegen und arbeitete mich vom 22. noch auf den 10. Rang vor. Eine solide Leistung, ein gutes Resultat, aber nicht mehr.


Mixed Sprint-Staffel
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Die neu ins WM-Programm aufgenommene Disziplin besteht aus je zwei Frauen und Männern, wobei die Reihenfolge gegeben ist (Frau-Mann-Mann-Frau). Mit der Aufstellung Rahel Friederich - Martin Hubmann - Matthias Kyburz - Judith Wyder wussten wir 4 Top10-Läufer vom Einzelsprint im Team zu haben und gehörten neben Dänemark und Schweden zu den Mitfavoriten. Unser Ziel war eine Medaille.
In der Quarantäne einlaufend hörte ich den Startschuss und erst fünf Minuten vor der ersten Übergabe durften sich die nächsten Läufer in den Warteraum begeben. Dort versuchte ich anhand des Grossbildschirms und Abschrankungen zu erkennen wie es abläuft und wie meine Startläuferin unterwegs ist. Letzteres konnte ich nicht herausfinden und war dementsprechend überrascht als Rahel an dritter Stelle auftauchte. Mit einem gewaltigen Adrenalinschub startete ich bei Regen auf die 2. Strecke. Schon nach 200 Metern lag ich das erste Mal am Boden, nachdem ich auf der nassen Unterlage bremsen wollte. Danach war ich vorsichtiger um die Kurven und auf den Gassen mit vielen Touristen. Technisch lief alles sehr gut, konnte aber nicht zu den Führenden aufschliessen, sondern verlor einige Sekunden. Dies, weil ich die längeren Gabelungen anlaufen musste. So hatten wir auf der dritten Strecke die kürzere Variante, welche Matthias nutzte und mit Vorsprung an Judith übergeben konnte. Sie brachte die Führung nach Hause und wir liessen uns im strömenden Regen als erste Weltmeister in der Mixed Sprint-Staffel feiern!



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Für mich ist es der erste WM-Titel und somit der grösste Erfolg in meiner Karriere! Auch wenn der Stellenwert bei dieser neuen Disziplin nicht so hoch sein mag wie in den anderen Disziplinen, war es ein stimmungsvoller, spannender und sehr emotionaler Wettkampf für die Athleten wie auch für die Zuschauer! Mit der Einführung des Sprints im Jahre 2001 war man ebenfalls skeptisch. Heute ist der Sprint aber zu einer wichtigen Disziplin herangewachsen. Ich bin gespannt, wie sich die Sprint-Staffel entwickelt.
Dass ich mich nun Weltmeister nennen darf und ein wunderbarer Empfang zu Hause auf Dani und mich wartete, verdanke ich verschiedenen Personen, allen voran meinem Trainer Kilian Imhof, meiner Familie, meinen Sponsoren und allen Fans! Danke dass ihr an mich glaubt und - ob gute oder weniger gute Resultate - mich immer motiviert besser zu werden, damit ich eines Tages auch in einer Einzeldisziplin ganz zuoberst stehen werde!