Junioren-WM 2007 in Australien

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200903
Ein Bericht aus dem Archiv von danielhubmann.ch (17.07.2007): Letzte Woche machte Martin in Australien an der Junioren WM mit sensationellen Resultaten auf sich aufmerksam. Bei allen Rennen lief er in die Top Ten und in der Mitteldistanz holte er sogar eine Medaille. Damit übertraf er wohl alle Erwartungen, auch seine Eigenen. Hier findet ihr einen Bericht mit Karten und Fotos von Martin...

Junioren-WM (JWOC) 2007, Dubbo (Australien)

Die Junioren-WM in Australien galt schon vorher als ein einmaliges Erlebnis. Dass es aber ein so erfolgreiches Erlebnis wird, hätte ich mir nie erträumen lassen. Die Reise ins ferne Down Under beinhaltete 3 Flüge und jede Menge Wartezeiten. Vom Flughafen Kloten bis zum Flughafen Sydney dauerte die Reise 27 Stunden. Dazu kam noch die Anreise zum Flughafen und die Autofahrt von Sydney nach Dubbo, dem Austragungsort der diesjährigen Junioren-WM. Insgesamt gibt das 35 Stunden! Der berüchtigte Jetlag hatten wir nach einem Tag Aufenthalt in Sydney schon fast verdaut, nur der Appetit fand nicht so schnell den neuen Tagesrhythmus. Bevor es nach Dubbo ging, lernten wir das unbekannte Gelände in einem 5-tägigen Trainingslager in Orange kennen. Das erste Training war dann sogleich das spektakulärste. Zuvor noch nie ein Känguru gesehen (ausser einiger Knochenüberreste auf der Hinfahrt) wurde ich von diesen springfreudigen Tieren fast überrumpelt. Ich sah etwa 15 Stück während dem ganzen Training, wobei einige Schweizer kein Einziges zu sehen bekamen. Zuvor hatte ich sehr viel Respekt vor diesem steinigen und sehr anspruchsvollen Gelände. Im ersten Training konnte ich mich aber sofort mit dem Gelände anfreunden. Mein Selbstvertrauen war vor der JWOC hoch. Nach jedem weiteren Training in Australien stieg es höher und höher und die Freude dort OL zu machen war riesig. Ich machte aber auch einige Fehler in den Trainings, aus denen ich sehr schnell lernte. Weil wir pro Tag nur ein Training absolvierten, hatten wir genügend Zeit den Teamgeist zu fördern und vor allem zum Vorbereiten und Auswerten der Trainings.

Als wir dann in unserer JWOC-Unterkunft, wo auch viele andere Nationen untergebracht waren, ankamen, wurde mir klar, dass es bald mit der WM los gehen wird. Der Musterlauf war der letzte technische Schliff vor den Wettkämpfen, der mir nochmals ein gutes Gefühl gab. Unsere Unterkunft war angenehm, aber oftmals war es kalt im Zimmer, weil man in Australien anscheinend keine Isolationen kennt. Das Essen schmeckte uns, bis auf das langweilige Toastbrot. Meine Ziele hatte ich anhand meiner letztjährigen Resultate an der JWOC gesetzt. Mein bestes Ergebnis war damals der 50. Rang im Sprint. So wollte ich dieses Jahr konstant unter die ersten 30 laufen, was ich als realistisch sah.

Sprint
Mit dem Sprint, der im bekannten „Western Plains Zoo" in Dubbo stattfand, wurde die Wettkampfserie eröffnet. Ich war sehr gut vorbereitet und konzentrierte mich auf mein Laufkonzept, womit sich die Nervosität in Grenzen hielt. Mein Laufgefühl war nicht grossartig. Ab Rennhälfte bekam ich schwere Beine. Ich lief aber immer am Limit, was ich mit einem 15 Sekunden Fehler bei Posten 15 büssen musste. Ausgegeben kam ich ins Ziel und die Schweizer jubelten, da ich die drittschnellste Zeit gelaufen bin. Diese wurde aber nur zwei Minuten später vom Norweger Olav Lundanes unterboten. Um an eine Medaille zu denken, blieb wenig Zeit. Nun zitterte ich um den 4. Rang und einem Diplom, das mir schlussendlich niemand mehr wegnahm. Was für ein Auftakt in die WM! Einfach Unglaublich!

Langdistanz
Nun hatte ich schon ein Diplom, was ich nie gedacht hätte. Dieses Resultat galt es aber noch am gleichen Tag zu vergessen, denn einen Tag später folgte das Langdistanzrennen. Es war schwierig sich auf den nächsten Lauf zu konzentrieren, weil immer wieder Gedanken vom Sprint durch den Kopf flogen. Erst im Startgelände konnte ich mich endgültig vom Sprint abwenden. Technisch gelang mir ein fehlerfreies Rennen. Nur zu Posten 8 erwischte ich eine langsame Route, was mich 2 Minuten kostete. Über den Lauf war ich mehr als zufrieden und der 10. Schlussrang bestätigte das Resultat vom Sprint. Nun wusste ich, dass ich es kann und die Zuversicht auf die kommenden Wettkämpfe war gross.

Mitteldistanz Qualifikation
Der Ruhetag kam gelegen, denn noch am Tag der Langdistanz erkältete ich mich und am Ruhetag lag ich am Nachmittag im Bett, zum Glück ohne Fieber. Ich war zu müde um mich gross auf die Qualifikation über die Mitteldistanz vorzubereiten. Am Start fühlte ich mich nicht gerade blendend, doch das Selbstvertrauen stimmte. Ich wollte den Quali-Lauf wie ein Final laufen und mich überhaupt nicht schonen, denn letztes Jahr verpasste ich den Finaleinzug um 4 Sekunden. Mit meinem Lauf war ich dann auch zufrieden, auch wenn sich noch ein 50 Sekunden Fehler zu Posten 15 einschlich. Der 3. Rang in meinem Feld (es gab drei Felder) brachte mir einen optimalen Startplatz im A-Final.

Mitteldistanz Final
Meine Erkältung besserte sich von Stunde zu Stunde und ich war bereit für den Mitteldistanz Final. Nach drei Top Ten Plätzen in drei Wettkämpfen war der Hunger gross um ein weiteres Diplom zu gewinnen. Ich wusste, dass es einen sehr guten Lauf brauchte um vorne mitlaufen zu können. Am Start war ich sehr überrascht über die ersten zwei kurzen Posten. Beim 1. Posten war ich schon das erste Mal unsicher, weil ich links am Posten vorbei lief und ich ihn nicht gleich sah. Danach hatte ich einen tollen Rhythmus und die anspruchsvollen Posten im Anfangsteil machten mir überhaupt keine Mühe. Auf der Schlussschlaufe hörte man Speaker und Zuschauer, was sehr nervös aber gleichzeitig auch Mut machte. Ich brachte einen fast perfekten Lauf ins Ziel und der wurde mit der momentanen Bestzeit belohnt. Nun ging das Warten auf die 8 besten Läufer der Qualifikation los. Mit dem Schweden Petter Eriksson wurde es eng und er schob sich nur gerade 3 Sekunden vor mich. Zuerst ärgerte es mich ein wenig, aber als dann der Überflieger Olav Lundanes mit der klaren neuen Bestzeit ins Ziel stürmte, interessierten mich diese paar Sekunden nicht mehr, sondern freute mich riesig über die Bronzemedaille!

Staffel
Nur noch einmal musste ich ein Spitzenresultat „verdrängen" um mich auf den nächsten und letzten Wettkampf, die Staffel, zu fokussieren. Ich war bisher bester Schweizer und meine zwei Teamkollegen, Simon Hodler und Severin Howald, hatten volles Vertrauen in mich, deshalb verspürte ich einen grossen Druck für die Schlussstrecke. Ein Diplom war unser Ziel. Simon zeigte eine beachtliche Leistung auf der Startstrecke und kam in der Spitzengruppe als Zweiter zurück. Die Abstände nach hinten waren aber sehr eng und Severin verlor einige Positionen, doch hielt sich souverän. Als 8. übernahm ich und konnte noch zwei Teams überholen und kam als 6. ins Ziel. Weil die Tschechen gleich beide ihrer Teams auf dem Podest hatten, wurde das zweite Team gestrichen und wir schoben uns auf den 5. Rang vor. Mit dem erreichten Diplom waren wir sehr zufrieden.

Wenn ich auf die ganze Woche zurückblicke, bin ich selber sehr überrascht, was ich erreicht habe. Bester Schweizer, unglaubliche Konstanz über alle Wettkämpfe und eine riesige Steigerung gegenüber dem letzten Jahr. Meine ganze Zielsetzung hatte ich mehr als nur übertroffen! Es war einfach die bisher genialste Woche meines Lebens! Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die mich auf dem Weg zu diesem Erfolg unterstützt haben!

Martin

 

Wettkampfkarten
Fotos

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Blick ins Wettkampfgelände...

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Martin unterwegs...

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...auf dem Weg aufs Podest!

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Ankunft am Flughafen.